Ein Dorfprojekt zwischen Stadt und Land

Nur einen Steinwurf von Hamburg entfernt, im ländlichen Stadtteil Wulfsdorf in Ahrensburg (Schleswig-Holstein), liegt eines der spannendsten sozial-ökologischen Wohnprojekte Norddeutschlands: die Allmende Wulfsdorf.
Rund 250 Menschen leben hier auf einem etwa 6,4 Hektar großen Gelände in einer Mischung aus Wohnraum, Ateliers, Werkstätten, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen. Gemeinschaftliches Leben und nachhaltiges Bauen stehen im Mittelpunkt eines Projekts, das zeigt, wie Stadt und Land ineinandergreifen können.

„Allmende“ – ein altes Wort mit neuer Bedeutung

Der Begriff „Allmende“ stammt aus dem Mittelalter und bezeichnete das gemeinschaftlich genutzte Land einer Dorfgemeinschaft – Weiden, Wälder oder Wasserquellen, die allen gehörten.
In Wulfsdorf wird dieser Gedanke neu belebt: Grund und Boden sind gemeinschaftlich organisiert, Eigentum bleibt Gemeingut. Ziel ist es, Spekulation zu verhindern und langfristig bezahlbaren, ökologischen Lebensraum zu sichern. Der Boden gehört der Allmende Wulfsdorf eG, einer Genossenschaft, die das Gelände gemeinsam verwaltet.

Wohnen, Arbeiten, Wirken

Die Allmende ist kein klassisches Wohnprojekt. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben bewusst:
Etwa 40 % der Flächen sind für Gewerbe vorgesehen, hier arbeiten rund 50 Freiberufler, Handwerker und Künstler. Es gibt Ateliers, Therapiepraxen, Seminarräume und kleine Werkstätten.

Auch architektonisch setzt das Projekt Maßstäbe: Viele Häuser wurden in Holz- oder Niedrigenergiebauweise errichtet, einige sogar mit Strohballen isoliert. Grünflächen, Spielräume und Gemeinschaftshäuser schaffen Begegnungspunkte und fördern das soziale Miteinander.

Kooperation mit Gut Wulfsdorf

Direkt nebenan liegt das Gut Wulfsdorf, ein Demeter-Betrieb mit rund 360 Hektar Fläche. Der Hof produziert regionale Bio-Lebensmittel, betreibt einen Hofladen, ein Café und bietet Bildungsprogramme für Kinder und Erwachsene an.
Die Nähe zwischen Dorfprojekt und Hof ist kein Zufall: Beide verstehen sich als Teil einer ökologischen und sozialen Bewegung, die nachhaltiges Leben und Wirtschaften fördern will.

Ein Ort, der sich ständig weiterentwickelt

Die Geschichte der Allmende Wulfsdorf begann um die Jahrtausendwende. Auf dem Gelände eines ehemaligen Hamburger Ausbildungshofs entstand die Idee, gemeinschaftliches Wohnen mit ökologischer Verantwortung zu verbinden.
Seitdem wächst und verändert sich das Projekt stetig – neue Wohnformen, neue Initiativen, neue Bewohner*innen. Gemeinschaftsbildung ist hier kein fertiges Konzept, sondern ein dauernder Prozess.

Regelmäßig finden Führungen, Feste und Informationsveranstaltungen statt, die Besucherinnen und Besucher einladen, die Idee der Allmende selbst zu erleben.

Warum das Projekt heute so wichtig ist

In Zeiten von Wohnraummangel, Flächenverbrauch und sozialer Entfremdung steht die Allmende Wulfsdorf für eine andere Perspektive:

• Gemeinschaft statt Vereinzelung
• Nachhaltigkeit statt Wachstum um jeden Preis
• Verantwortung statt Spekulation

Das Projekt zeigt, dass gemeinsames Leben nicht Rückzug bedeutet, sondern eine Einladung zu einer neuen Form von Nachbarschaft ist: offen, solidarisch und zukunftsorientiert.

Zusammenfassung

Die Allmende Wulfsdorf ist ein lebendiges Beispiel für die Frage: Wie wollen wir in Zukunft leben?
Zwischen Stadt und Land, zwischen Eigenverantwortung und Gemeinschaft, zwischen Idealismus und Alltagspraxis – hier wird ein Stück Zukunft bereits gelebt.

Quellen

1. Allmende Wulfsdorf e.V. / eG – Offizielle Website:
   https://www.allmende-wulfsdorf.de
   (Zugriff: Oktober 2025)
2. Gut Wulfsdorf – Biodynamischer Demeter-Betrieb:
   https://www.gutwulfsdorf.de
   (Zugriff: Oktober 2025)
3. STATTBAU Hamburg – Dokumentation zu Gemeinschaftsprojekten:
   https://archiv.stattbau-hamburg.de/schlagwort/allmende-wulfsdorf-e-v
   (Zugriff: Oktober 2025)

Titelbild: Pixabay